Schön kann sie sein, bezaubernd und betörend. Erholsam und beruhigend kann sie auf uns wirken, ausgleichend und erdend. Mitunter wild und nicht nur harmlos. Wir sind ein Teil von ihr. Wir leben von ihr und in ihr. Alles hängt von ihr ab. Natur.

Roland Horne leitet die Landeszentrale für Umweltaufklärung in Rheinland-Pfalz. Er erklärt, warum Klimaschutz und Naturschutz eng zusammenhängen.

Menschen, Tiere, Pflanzen und alle Lebewesen atmen die gleiche Luft und ernähren sich vom selben Boden, trinken das gleiche Wasser und leben im selben Klima. Alle profitieren von der atemberaubenden Formenfülle, die das Leben in seiner langen Entwicklung hervorgebracht hat. Wir nutzen sie. Sie kann aus Alt Neu machen. Sie ist hochkomplex und funktioniert reibungslos. Sie ist robust und faszinierend vielfältig. Wir wissen schon einiges von ihr. Aber noch längst nicht alles. Wir wissen, dass alles mit allem zusammenhängt. Sie braucht uns Menschen nicht. Wir sie bei jedem Atemzug. Zum Essen, zum Hausbauen, zum Müllentsorgen, als Trinkwasser, für unsere Mobilität.

Wir wissen längst, dass wir sie heillos überfordern. Wir schicken uns an, genau das zu zerstören, was ein gutes Leben erst möglich macht. Arten sterben aus, Vielfalt verschwindet, Ökosysteme kollabieren, das Grundwasser ist belastet. Wir verändern das Klima und stöhnen unter den Veränderungen. Wir heizen unser schönes blaues Raumschiff auf – weit über das hinaus, was gut für uns ist. Alles ist bestens erforscht. Wir wissen meistens, was zu tun wäre. Spürbare Konsequenzen bislang? – Fehlanzeige.  Die Nationalen Naturlandschaften Rheinland-Pfalz wollen mit ihrem gemeinsamen Jahresthema „Natur schützt Klima – Klima schützt Natur“ auf diese Zusammenhänge aufmerksam machen und Angebote schaffen, um hierüber ins Gespräch zu kommen. Sie wollen zeigen, welche Beiträge sie leisten für eine Welt, in der die Natur den Platz hat, den sie braucht, unser Leben trägt und bereichert.

Portrait von Roland Horne, Leiter der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz

Roland Horne, ehemaliger Leiter der Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, und Mobilität (MKUEM)
Kaiser-Friedrich-Straße 1 
55116 Mainz 
Tel: +49 (0)6131 16 4433

https://umdenken.rlp.de/

 

 

Leben braucht Vielfalt

Platz ist in der Natur nicht einfach eine Immobilie, gemes­sen in Hektar und Quadratkilometern. Platz heißt vor allem Vielgestaltigkeit an Räumen, Formen und Nischen. Leben braucht Vielfalt und Vielfalt braucht Platz. Nichts auf die­sem Globus ist systemrelevanter. Sie ist unser wahrer Reichtum. Dann erst, wenn alle Platz haben, eine bunte Vielfalt an Nischen noch für das kleinste und für das größte unter den Geschöpfen ein Unterkommen und ein Auskommen bietet, gibt es das Wetteifern der Spezialisten um noch genialere und fantastischere Überlebensstrategien. Dann werden die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt. So hat sich in einer langen Evolution eine faszinierende Wunderwelt entwickelt – und schließlich der Mensch. Das ist unser Paradies – sehr vertraut und doch voller Geheimnisse. Ein Paradies, für das wir Verantwortung tragen.

Trotzdem gebärden wir uns, als wollten wir mit dem Bagger einen Porzellanladen aufräumen. Mit unserem gigantischen Naturverbrauch zerstören wir mit jeder ausgerotteten Art einen Teil von bis ins Perfekte verfeinerten Funktionsketten und letztlich unsere eigenen Überlebensgrundlagen. Das müssen wir ändern.

Modellregionen für nachhaltige Entwicklung

Die Nationalen Naturlandschaften Rheinland-Pfalz machen mit ihrer Arbeit darauf aufmerksam, dass jede Art ein Rädchen im Getriebe unserer Welt ist – auch der Mensch. Hier gibt es „Hotspots“ biologischer Vielfalt, urige Wälder und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die sich entwickeln kann. Hier gibt es neben dem Schutz der Arten- und Biotopvielfalt auch umweltgerechte Wirtschaftsweisen, die entwickelt, erprobt und angewendet werden. Forschung und Bildung spielen ebenso eine wichtige Rolle. Sie wollen Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung sein. Orte, die der Erholung und dem nachhaltigen Tourismus dienen und in denen eine durch vielfältige Nutzung geprägte Landschaft mit ihrer Arten- und Biotopvielfalt erhalten und entwickelt werden soll. Hierzu wird eine dauerhaft umweltgerechte, verantwortbare Landnutzung angestrebt, auch im Hinblick auf das Klima.

„Natur schützt Klima – Klima schützt Natur.“ Dieses Jahresthema der Nationalen Naturlandschaften Rheinland-Pfalz lässt sich an vielen konkreten Beispielen ihrer Arbeit darstellen. Orte, an denen Natur Natur sein kann, Biotope, die gepflegt, Moore, die geschützt, Feuchtwiesen und Nasswälder, Entwässerungsgräben, die renaturiert werden. Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen, offene Bachtäler, natürliche Uferränder, Gärten für die Artenvielfalt, regionale Saatgut-Vermehrung, Beweidungsprojekte und alte Nutztierrassen, auch alternative Formen der Energiegewinnung mit Wind und Sonne sind weitere Beispiele. Menschen engagieren sich als Natur- und Landschaftsführer, als Gewässerpaten. Die touristischen Angebote sind naturverträglich. Kommunen stellen auf klimafreundliche Mobilitätsangebote um, auf insektenfreundliche Beleuchtung, fördern regionale Wertschöpfung und Produkte. „Smart villages“ sollen entstehen, eine „low carbon economy“ möglich werden.

Wenn auch Ihnen diese Themen wichtig sind, schauen Sie sich die Angebote der Nationalen Naturlandschaften Rheinland-Pfalz an. Viele davon sind vielleicht ganz in Ihrer Nähe.